Hotel am Bahnhof Ditzingen

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Ditzingen – Läuft alles wie geplant, hat Ditzingen bald ein drittes Hotel. Mit 66 Zimmern und einem in der Stadt ungewöhnlichen Konzept. Entstehen soll es am Bahnhof, der derzeit umgestaltet wird. Das Hotel markiert den Abschluss des Areals an der Gerlinger Straße. Im Herbst könnten die Bagger anrollen. Doch erst muss der Gemeinderat nächste Woche noch grünes Licht dafür geben, dass das Hotel vier statt drei Etagen erhält. Der Ausschuss für Technik sprach sich einstimmig dafür aus. Die Stadtverwaltung findet ein Hotel am Bahnhof „wünschenswert“. Die Unternehmen im Ort hätten großen Bedarf.

Zimmerpreise im mittleren Preissegment

Das Hotel soll aber nicht nur Geschäftsleuten Tagungsräume und ein Bett bieten. „Wir statten das Hotel zwar mit modernen Medien aus, sind aber auch ein Ort für Freizeitreisende am Wochenende“, sagt Christian Buer. Er ist Professor an der Hochschule in Heilbronn und hat in Leonberg (Kreis Böblingen) die Firma Nemis gegründet, ein in der Tourismusbranche tätiges Beratungsunternehmen.

Dem Bauherrn schweben „einfache, funktionale und klar strukturierte Zimmer“ im mittleren Preissegment vor. Sie sollen „deutlich“ unter 100 Euro kosten – „auch in Spitzenzeiten“, sagt Buer. Dabei sei das Hotel „hochgradig auf die Bedürfnisse des Kunden abgestimmt“. Das heißt: Das Konzept setzt auf die Selbstständigkeit der Gäste, auf eine gewisse Zwanglosigkeit, wie Buer es beschreibt.

Pizza in die Hotellobby bestellen

Wer etwa Dienstleistungen wie Mahlzeiten will, bekommt sie, wer sie nicht will, lässt es. Gleichwohl verzichtet das Hotel auf einen sogenannten Full Service, ein umfassendes Angebot mit allen Schikanen wie Sauna und Sportraum.

Die Rezeption hat nicht rund um die Uhr geöffnet, sondern Personal steht zu bestimmten Zeiten vor Ort bereit, ansonsten gibt es laut Buer „verschiedene Kommunikationsmöglichkeiten“. Das Frühstück sei „einfach und klar“, das Abendessen ein Snack. „Wir werden kein vollwertiges Restaurant haben.“ Und wer lieber Pizza mag, geht in die Stadt oder bestellt sich eine ins Hotel und isst sie in der Lobby. Diese soll ein Ort sein, an dem Menschen miteinander leben und arbeiten können. Sofern sie das denn wollen.

In der Region hat Buer bislang kein vergleichbares Hotel verwirklicht. Jedoch begleitete er im schweizerischen Basel das Motel One mit, das es auch in Stuttgart gibt. Der Gründer der Low-Budget (niedrige Kosten) – Hotelkette hatte die Vision, Design in ein Billighotel zu bringen.

In Messezeiten bekommen Betriebe kaum freie Zimmer

Die Betriebe im Ort zeigen viel Interesse an den Plänen für das neue Hotel. Für sie böte es vor allem in den Spitzenzeiten Entlastung, wenn Mitarbeiter, Kunden oder Gäste eine Unterkunft brauchen. Trumpf bekundet auf Anfrage „Bedarf für ein weiteres Business-Hotel“. Im Umfeld von Ditzingen buche der Werkzeugmaschinenhersteller pro Jahr eine vierstellige Zahl an Zimmern, sagt ein Sprecher. Die Hotelsituation in Ditzingen und Gerlingen sei gerade zu Stoßzeiten wie Messen oder größeren Schulungen „häufig kritisch“. Oft gebe es keine oder kaum Zimmer. „Unsere Mitarbeiter müssen dann viele Kilometer ausweichen und zum Teil horrende Übernachtungspreise zahlen.“

Ähnlich äußert sich Gretsch-Unitas. „Wenn Messe in Stuttgart ist, sind die Hotels meist ausgebucht oder haben Horrorpreise, die man eigentlich nicht bezahlen kann und will.“ Also buche man „weit im Voraus“. Bei Thales weicht man wegen der „perfekten Lage“ bevorzugt auf ein Hotel in Stuttgart-Weilimdorf aus.

Im vergangenen Jahr seien laut dem Sprecher 1220 Reiseanträge mit dem Ziel Ditzingen allein für Mitarbeiter an den bundesweit acht Standorten eingegangen. „Wir brauchen auch regelmäßig Besprechungsräume und haben viele externe Besucher, die wir in unserer Akademie schulen“, sagt Pitt Marx.

Auch die Stadt selbst hat Pläne für das Bahnhofsareal

Die Umgestaltung des Ditzinger Bahnhofs ist in vollem Gang. Zwei Wohn- und Geschäftshäuser sind entstanden sowie ein Parkhaus, alte Gebäude sind abgerissen. Neben dem Hotel entstehen bis 2020 drei weitere Wohn- und Geschäftshäuser, darunter ein Wohnturm mit acht Etagen. Die Bauarbeiten für das Projekt namens „Neues Bahnhofsareal“ sollen im Frühjahr beginnen. Auch die Stadtverwaltung selbst hat noch einige Pläne für das Gelände. Sie will zum Beispiel den Vorplatz verschönern. Bis zum Jahr 2021 soll dann das gesamte neugestaltete Bahnhofsareal fertiggestellt sein.

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