Christian Buer, das Hotel The Westin Leipzig steht wegen antisemitischer Vorfälle gegen den Musiker Gil Ofarim unter Druck. Was muss in solchen Fällen geschehen?
In diesen Fällen ist zu klären, wie dieser Vorfall geschehen ist. Wie fand die Provokation statt und wie konnte die Mitarbeiterin/der Mitarbeiter in diesen Umstand gelangen. Die Herausforderung heute ist, Mitarbeitende zu bekommen und daher ist die Duldung von Mitarbeitenden mit abweichenden Wertevorstellungen inakzeptabel. Die Werte sind gerade nach der Pandemie kritischer zu betrachten.
Was sind die Anforderungen, um derart gravierende Vorfälle aufzuarbeiten?
Das Hotel beziehungsweise die jeweiligen Führungskräfte müssen das Bewusstsein stärken, was die Werte des The Westin Leipzig sind und wofür die Gruppe, aber auch der Arbeitgeber als Lizenznehmer steht. Dies gilt für jeden Hotelbetrieb.
Welche Führungsebene sollte sich damit befassen?
Werte und Normen sind Chefsache! Der Vorfall ist operativ natürlich durch die entsprechenden Bereiche zur organisieren. Die Kommunikation hat durch die Leitung des Hotels oder sogar durch die Eigentümer (Lizenznehmer) zur erfolgen.
Inwieweit muss das öffentlich kommuniziert werden?
Soweit es im öffentlichen Interesse steht! Eine Diffamierung des Mitarbeiters/der Mitarbeiterin darf nicht passieren. Dies gehört zu den Werten und Wertschätzung der Mitarbeitenden. Aber es muss auch nach innen der gesamte Sachverhalt diskutiert werden. Was ist wirklich passiert? Und es muss zwischen den betroffenen eine Aussprache geben.
Es gibt Hinweise, dass es nicht der erste problematische Vorfall in dem Hotel ist. Welche Vorkehrungen sind in solchen Fällen zu treffen?
Es ist der Spagat zwischen „Mitarbeiterakquisition“ und „Werten“. Gerade in den politischen Hochburgen der rechtsorientierten Parteien wird dieser nicht vollständig erfüllbar sein. Heisst: Die permanente Kommunikation der Werte ist in diesen Betrieben mehr notwendig als in anderen Betrieben.
Wie kann ein Unternehmen ein Frühwarnsystem installieren?
Schon Bemerkungen und Aussagen, die in eine diffamierende Richtung gegenüber anderen Religionen oder Orientierungen gehen, müssen ernst genommen werden und der Vorgesetzte muss das Gespräch suchen. Diese Indikatoren sind früher schon erkennbar und die Duldung aufgrund des Fachkräftemangel ist eben nicht die Lösung. Vielleicht muss ein Lizenzgeber und Hotelier auch verstehen, dass dies vielleicht nicht der richtige Standort ist.
Wie können Mitarbeiter geschult und sensibilisiert werden?
Durch ein Coaching und Schulung auf Bewusstsein der Werte.