Coronahilfen für die Wirtschaft – Milliardenkredit für Reisekonzern Tui

1,8 Milliarden Euro – das Geld von der staatlichen Förderbank KfW kann jetzt fließen. Man wolle damit nun eine weltweite Ausnahmesituation überbrücken, erklärte Tui-Chef Fritz Joussen. Dafür stehen dem Konzern jetzt insgesamt rund 3,1 Milliarden Euro als liquide Mittel zur Verfügung – zum großen Teil aber tatsächlich geliehenes Geld, betont Tourismusexperte Christian Buer von der Hochschule Heilbronn.

„Und dementsprechend sind natürlich jetzt die Augen genau darauf zu richten, wofür verwendet die Tui diesen Kredit. Wenn es darum geht, operative Kosten abzudecken – ohne dass ein Ertrag dagegen steht, dann ist es natürlich eine Herausforderung, diesen Kredit irgendwann mal wieder zurückzuzahlen.“

Seit Mitte März ist das Reisegeschäft des Konzerns ausgesetzt, das Unternehmen macht keine Umsätze, die Hotels stehen leer, die Flugzeuge bleiben am Boden. Wenn das bis ins dritte Quartal so bleibe, werde Tui in weitere erhebliche Schwierigkeiten geraten, befürchtet Christian Buer.

Hoffen auf das Sommergeschäft

„In deren Quartalsberichten ist ja sehr deutlich zu erkennen, dass Q2 und Q3 die Hauptreisezeit ist, an denen dieser Konzern seine Umsätze macht. Und wenn ich das dann betrachte und dieses Geschäft steht vor der Tür und es kann kurzfristig nicht aktiviert werden, dann könnte dieser Überbrückungskredit schon wiederum nicht reichen.“

Sowohl Tui als auch andere große Reiseveranstalter hoffen, das Sommerreisegeschäft noch voll mitnehmen zu können – die Branche setzt auf Lockerungen der weltweiten Reisewarnung der Bundesregierung, die aktuell noch bis Ende April gilt. Offen sei allerdings, ob dann auch die Kunden mitziehen und ausgefallene Urlaube nachholen oder ganz neu buchen.

„Haben die Menschen Geld, sind sie bereit, noch Fernreisen zu machen oder noch Reisen nach Spanien – haben die Menschen zu viel Angst, dass sie dort schnell erkranken, dort gestrandet sind, nicht zurückkommen?“

Gutscheinlösungen umstritten

Besonders problematisch sei in dieser Situation die aktuelle Diskussion über die Rückzahlung von Geld für bereits bezahlte und aufgrund der Coronakrise ausgefallene Reisen, meint Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands. Im Raum stehen dabei enorme Summen, von dreieinhalb Milliarden Euro für ausgefallen Reisen ist zum Beispiel in einem Gutachten die Rede, aus dem die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ zitiert. Viele Anbieter wollen deshalb inzwischen nur noch Gutscheine ausgeben, kritisiert Klaus Müller – das könne aber im Zweifel für die Urlauber zu erheblichen Nachteilen führen.

„Sie kriegen jetzt schon mitgeteilt, dass die Reisen aber wohlmöglich nächstes Jahr teurer werden – das heißt, der Gutschein wird dadurch entwertet. Ganz wichtig ist die Frage: Sind diese Gutscheine insolvenzgesichert durch den Staat? Für die Pauschalreisen ist das angekündigt, übrigens eigentlich auch schon längst vorgeschrieben, für aber einzelne Reisebestandteile wie Flüge oder aber jetzt auch heute für die Veranstaltungen ist kein Insolvenzschutz vorgesehen.“

Eigentlich sind die Konzerne nach europäischem Recht verpflichtet, innerhalb von 14 Tagen bereits erhaltenes Geld zurückzuzahlen. Die Bundesregierung dringt aber bei der EU-Kommission auf eine Ausnahmeregelung für Gutscheinlösungen – und zwar sowohl für Pauschalreisen als auch für Flugreisen und stornierte Veranstaltungen, um die aktuellen Liquiditätsprobleme vor allem der Fluggesellschaften nicht noch zu verstärken.

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